Mak Dizdar

Mak Dizdar gilt heute als der bedeutendste Dichter Bosniens. Sein Bild ziert die neuen 10KM ("Konvertible Mark") Geldscheine. Auf der Rückseite der Scheine sind Motive von Bogumilensteinen abgebildet. Freilich ist es fraglich, ob ihm diese Form des Ruhms willkommen gewesen wäre.

In ihrer wissenschaftlichen zweisprachigen Ausgabe des "Steinernen Schläfers" schreibt Leonore Scheffler:

"Der Gedichtzyklus KAMENI SPAVAC (1966) ist das bedeutendste literarische Werk des hercegovinisch-bosnischen Lyrikers Mak [Mehmedalija] Dizdar (1917-1971), das den Namen seines Autors über die Grenzen seiner engeren Heimat hinaus bekannt gemacht hat. Er ist den Menschen des mittelalterlichen Bosnien gewidmet, von deren Leben in ständiger existentieller Bedrohung eine alte Grabsteinkultur heute noch Kenntnis gibt. Mit seiner Dichtung versucht Dizdar, die unter den alten Grabsteinen (Stecci) "Schlafenden" wieder zu Wort kommen zu lassen.

Der aus Stolac (Hercegovina) gebürtige, später hauptsächlich in Sarajevo lebende Mak Dizdar hat neben seiner beruflichen Tätigkeit als Verlags- und Zeitschriften-Redakteur, als Journalist und Schriftsteller, herhebliche Zeit darauf verwandt, die Kultur und Literatur des bosnischen Mittelalters zu erforschen. Er hat alte Sprachdenkmäler gesammelt, editiert und kommentiert. Bei den publizierten Texten handelt es sich vor allem um Epitaphe der Stecci und andere Steininschriften, um mittelalterliche Urkunden und um Textauszüge und Mrginalien alter kirchlicher Handschriften mit bogumilischer Prägung. Dizdar nutzt sie nebst verschiedenen Sujets der bosnischen Volksdichtung als Material für sein Poem. Primärer Ausgangspunkt für seine Studien wie für seine Dichtung aber waren seine Begegnung mit den Steinen selbst, die bis in die frühe Kindheit zurückreichen, denn in der Hähe des Heimatortes Stolac befinden sich zwei größere, gut erhaltene und besonders schöne bogumilische Nekropolen: Radimlja mit 133 und Boljuni mit 269 Stecci, die Dizdar öfters besucht hat."
(Leonore Scheffler [Hrsg.] Dizdar, Mak, Der Steinerne Schläfer, Verlag Peter Lang, 1995)

Bilder von der Nekropole Radimlja, wie sie auch bei der Aufführung gezeigt werden, können Sie auf dieser Homepage ansehen.

Gedichtbeispiel: Über die Quelle